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High-Need-Babys! Kinder mit starken Bedürfnissen

High-Need-Babys! Kinder mit starken Bedürfnissen

Elternschaft ist eine der schönsten und gleichzeitig herausforderndsten Erfahrungen im Leben. Jedes Baby ist einzigartig und hat individuelle Bedürfnisse. Und während einige Babys überall schlafen, sich problemlos von jedem auf den Arm nehmen lassen und schnell auf dieser Welt ankommen, benötigen andere mehr Unterstützung, Zuwendung und Aufmerksamkeit.

Diese Babys werden oft als High-Need-Babys oder sensible Babys bezeichnet.

Merkmale von High-Need-Babys

Der Kinderarzt Dr. Williams Sears machte die Begrifflichkeit 1996 publik und erklärt gleichzeitig, dass es sich hierbei nicht um eine Krankheit handelt, sondern lediglich um Babys mit starken und sensiblen Bedürfnissen.

High-Need-Babys werden oftmals von Beginn an als sehr fordernd und anstrengend empfunden. Dauerhafter Körperkontakt, schwieriger Schlaf sowie lautes und ständiges Weinen sind nur einige der Merkmale die mit ihnen in Verbindung gebracht werden.

  • Hohe Intensität: Sie weinen häufig, laut als auch exzessiv und lassen sich nur schwer beruhigen. Dadurch zeigen sie ganz klar was sie möchten und was nicht. Trösten lassen sie sich oftmals nur über den Körperkontakt von Mama oder Papa bzw. ihren engsten Bindungspersonen.
  • Häufiges Füttern: High-Need-Babys möchten oft gestillt oder gefüttert werden. Dadurch kann es auch zum Clustern bis hin zum Übergeben kommen. Vor allem in den Abendstunden, die häufig durch exzessives Weinen belgeitet werden. Ihr starkes Saugbedürfnis, das sie meist zur Beruhigung und Regulierung benötigen, ist nicht ungewöhnlich und verlangt der stillenden Mama häufig einiges ab.
  • Schwieriger Schlaf: Auch das Ein- und Weiterschlafen gestalten sich in der Regel als herausfordernd. Häufiges Erwachen ist keine Seltenheit. Zusätzlich benötigen sie immer wieder viel Sicherheit, Körperkontakt und Ruhe, um (erneut) in den Schlaf zu finden. Zudem kann es zu einem verringerten Schlafbedürfnis oder Dauerübermüdung kommen, da High-Need-Babys oftmals früher die Anzahl der Tagschläfchen reduzieren, als es Durchschnittwerte angeben.
  • Großes Bedürfnis nach Körperkontakt: Sie verlangen nach ständigem Körperkontakt und fühlen sich grundsätzlich am wohlsten ganz nah bei ihren engsten Bindungspersonen. Daher kann es durch aus sein, dass andere Personen regemäßig lauthals abgelehnt werden. Auch das Ablegen ins Baby- oder Beistellbettchen gelingt oft nicht, da sie am liebsten auf oder in direkter Nähe von Mama oder Papa schlafen möchten. Eine Trage oder ein Tuch kann hier den Alltag für alle erleichtern und wird von den Babys meist sehr gut angenommen.
  • Hohe Sensibilität: Sie reagieren sehr empfindlich auf ihre Umwelt. Seien es Geräusche, Gerüche, Lichter oder andere Reize. Daher ist es besonders wichtig darauf zu achten, die Kinder nicht ständig mit neuen oder zu vielen Eindrücken zu überfordern, um eine Überreizung zu vermeiden. Zusätzlich haben sie ein sehr feines Gespür für die Gefühlswelt ihres Gegenübers. Stress, Hektik, Wut und Angst verunsichern die Kinder und lassen sie unruhig werden. Daher ist (Co)Regulation besonders wichtig in diesen Situationen.
  • Hyperaktivität: Viele dieser Babys kommen nur schwer zu Ruhe und sind von Beginn an sehr wach was ihre Aufmerksamkeit betrifft. Sie beobachten alles genau sind wissbegierig und scheinen unendlich viel Energie zu haben. Dies erschwert oftmals auch das Einschlafen, da es den Kindern schwer fällt runter zu fahren.

Nicht alle dieser Merkmale müssen auf ein Kind gleichzeitig zutreffen. Es sind lediglich Hinweise darauf, dass die Kinder in diesen Bereichen sensibler reagieren können bzw. mehr Begleitung benötigen.

 

Die Herausforderung für Eltern

Der Alltag mit einem High-Need- bzw. einem sensiblen Baby kann Eltern physisch und emotional stark belasten. Der ständige Bedarf an Aufmerksamkeit und Nähe, die Herausforderungen beim Schlafen und die hohe Sensibilität können zu Erschöpfung und dauerhaftem Stress führen. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass Eltern auf ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten und auch ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen nicht aus den Augen verlieren. Zudem fühlen sich viele Eltern von ihrem direkten Umfeld wie Familie oder Freunde oft nicht verstanden, weshalb sich vor allem die Mütter oft aus dem sozialen Umfeld zurück ziehen.

Selbstfürsorge ist wichtig

Eltern eines High-Need-Babys stehen oft unter großem dauerhaftem Druck, da sie unaufhörlich bemüht sind, den Bedürfnissen ihres Kindes gerecht zu werden. Daher ist sehr wichtig, dass sie sich selbst genügend Zeit und Raum zur Erholung ermöglichen und gut für sich sorgen.

  1. Unterstützung annehmen: Es ist wichtig, Hilfe von Familie, Freunden oder öffentlichen Stellen wie z.B. den frühen Hilfen oder Schreiambulanzen anzunehmen. Auch Familienbegleiter:innen oder Mütterpfleger:innen können unterstützen.
  2. Nach Expertenrat suchen: Es gibt mittlerweile, Still- sowie Kinderschlafberater:innen als auch Familienbegleiter:innen, die sich auf sensible Kinder und deren Familien spezialisiert haben und somit die individuellen und starken Bedürfnisse des Babys aber auch die der anderen Familienmitglieder in ihre Begleitung mit einbeziehen. Hier kann man sich Rat einholen, wenn die Belastung zu groß wird.
  3. Zeit für sich selbst finden: Auszeiten, sollten sie noch so kurz, sind unerlässlich und unterstützen dabei, das Nervensystem zu regulieren und Energie zu tanken. Kleine Atemübungen, Musik über Kopfhörer hören oder die Augen für einen kurzen Moment schließen, können bereits helfen Stress zu minimieren.
  4. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung hilft dabei, dem Körper die notwendige Energie für den Alltag bereit zu stellen. Meal-Prep kann hier eine gute Unterstützung sein und ist ebenfalls stressreduzierend.
  5. Achtsamkeit: Leichte körperliche Aktivitäten wie Yoga oder Spaziergänge können helfen, Stress abzubauen und das Wohlbefinden zu steigern. Aber auch einfach Atemübungen, kurze Meditationen sowie beruhigende Musik oder Geräusche können helfen zur Ruhe zukommen. Wichtig hierbei ist sich dabei bewusst nur auf sich selbst zu konzentrieren, im hier und jetzt zu sein und keine Ablenkungen durch z.B. das Handy oder andere Dinge zu zulassen.
  6. Austausch mit anderen Eltern: Der Austausch mit anderen Eltern in vergleichbaren Situationen kann sehr beruhigend und unterstützend sein. Zu wissen, dass es anderen ähnlich geht und man verstanden und nicht ver- sowie beurteilt wird, kann Balsam für die Seele sein. Hierzu gibt es mittlerweile Plattformen die High-Need-Familien virtuell zusammenbringen und Kontakte vermitteln.

 

Es bedarf mehr Aufklärung!

High-Need-Babys sind weder krank oder verhaltensauffällig, noch tragen die Eltern Schuld an dem Verhalten ihres Kindes. Diese Kinder haben lediglich sehr sensible Antennen und nehmen ihre Umwelt mit großen, wachen Augen wahr, weshalb sie einfach mehr Unterstützung, Begleitung und Sicherheit benötigen, um all die neuen Eindrücke zu verarbeiten und zu verstehen.

So intensiv die anfängliche Zeit auch mit einem High-Need-Baby ist, so wunderschön sind ihre Eigenschaften die diese Kinder in sich tragen. Viele sensible Kinder sind sehr empathisch, sozial und kreativ. Sie lassen sich schnell für etwas begeistern sind ehrgeizig und klug. Auch die Beziehung zu ihren Bindungspersonen sind meist sehr ausgeprägt und stark.

Letztlich kommt es nicht darauf an, ob man die Begrifflichkeit „High-Need-Baby“ verwendet oder nicht. Hier darf jede Familie schauen, womit sie sich wohl fühlt oder identifizieren kann. Sondern, wichtig ist, zu wissen, dass es Kinder gibt, die starke Bedürfnisse haben und sie dahingehend mehr Unterstützung, Körpernähe und Verständnis benötigen. Dies aber auch völlig normal ist. Es muss nur mehr darüber gesprochen und aufgeklärt werden.

 

Quelle: Mein sensibles kleines Wunder – Marei Theunert    |    Foto: Pixabay

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