Blog

Latest News
Warum eine schmerzfreie Geburt nicht dein Ziel sein sollte

Warum eine schmerzfreie Geburt nicht dein Ziel sein sollte

„Ich habe so große Angst vor den Schmerzen bei der Geburt!“ – das denken viele Frauen, die vor ihrer ersten Geburt stehen. Sie konnten schließlich in vielen Hollywoodfilmen sehr plakativ sehen, wie Frauen unter den Schmerzen bei der Geburt leiden. Vielleicht haben sie auch schon von ihrer Mutter oder einer Freundin gehört, die von heftigen Schmerzen erzählt hat.

Eine schmerzfreie Geburt klingt da wie der Wunsch, fliegen zu können: einerseits völlig utopisch, andererseits so verlockend, dass man immer noch hofft, dass es irgendwie möglich ist.

 

Ist eine schmerzfreie Geburt wirklich möglich?

Einige Frauen, die eine sehr schwere Geburtserfahrung gemacht haben, empfinden Berichte über schmerzfreie Geburten als blanken Hohn. Schließlich haben sie sehr unter der Geburt gelitten.

Wenn nun andere Frauen von ihrer Geburt schwärmen und berichten, wie „schön“ die Geburt war oder dass sie gar keine Schmerzen hatten, dann fühlen sich diese Frauen, als hätten sie versagt. Oder als hätten sie sich ihr Leid nur eingebildet, als wären sie zu empfindlich und sollten sich mal nicht so anstellen.

Auf der anderen Seite trauen sich Frauen, die wirklich eine schöne, kraftvolle und schmerzarme (oder sogar schmerzfreie) Geburt erlebt haben oft nicht, das auszusprechen. Sie müssen sich manchmal vorwerfen lassen, sie würden lügen oder das Leid der anderen Frauen verhöhnen. Dadurch können sie ihre Freude und ihren Stolz über die erlebte Geburt oft nicht so ausleben, wie sie es gerne würden.

Die Wahrheit ist: Es ist alles möglich. Es ist alles richtig! Du kannst eine wunderbare, schmerzfreie Geburt erleben. Und du darfst stolz auf dich und
deinen Körper sein.

Wenn du eine schwere Geburt erlebt hast, dann ist auch das wahr. Du hast wirklich unter der Geburt gelitten. Du hast nichts falsch gemacht und du darfst dazu stehen!

 

Wie schlimm sind die Schmerzen bei der Geburt?

Eine Freundin fragte mich einmal kurz vor ihrer ersten Geburt, womit sich der Schmerz ungefähr vergleichen lässt und wie stark die Schmerzen bei einer Geburt sind. Dabei sind Schmerzen gar nicht der richtige Gradmesser. Eine Geburt ist sehr viel komplexer, als dass sich einfach nur Schmerzen im Körper zeigen, bis das Baby kommt. Eine Geburt ist in Wahrheit „Arbeit“ (das zeigt sich auch schön im englischen Wort „labour“ für die Kontraktion der Gebärmutter).

Die Gebärmutter ist im Laufe der Schwangerschaft zu einem riesigen Muskel geworden, der den kompletten Bauchraum und Rücken der Schwangeren ausfüllt. Damit das Baby geboren werden kann, arbeitet dieser Muskel in sehr rhythmischen und aufeinander abgestimmten Bewegungen. Diese Wellen (dieses Wort benutze ich statt „Wehen“, warum ich das tue, kannst du hier in Kurzform nachlesen) bedeuten für die gebärende Frau eine körperliche Höchstleistung.

 

Wie Schmerzen bei der Geburt entstehen

Wenn dieser riesige Muskel „Gebärmutter“ arbeitet, kann ich dir garantieren, dass es eine intensive Erfahrung ist. Vielleicht hast du schon einmal einen Krampf im Oberschenkel gehabt? Wenn dieser riesige Muskel sich verkrampft, dann kannst du nebenbei sicherlich keinen Kaffee mehr trinken! Ähnlich ist es auch bei der Geburt; nur dass die Kontraktionen der Gebärmutter keine Krämpfe sind und damit nicht unbedingt schmerzvoll sein müssen.

Schmerzen entstehen dann, wenn der Körper an seine Grenzen kommt. Schmerz ist immer ein Signal des Körpers: Er will dir sagen, dass hier etwas nicht stimmt. Schmerz als Botschaft des Körpers bedeutet: Mir geht es gerade nicht gut. Schau hin und verändere etwas!

Bei der Geburt ist es häufig so, dass sich ein ungünstiger Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz entwickelt: Frauen haben häufig Angst vor der Geburt und dem, was auf sie zukommt. Manchmal entstehen Ängste aber auch erst während der Geburt, weil die Frau sich an etwas erinnert oder völlig übermannt wird von der Intensität der Erfahrung.

Diese Angst führt dann zur Anspannung: Der Körper verkrampft sich, weil Angst immer Alarmbereitschaft auslöst. Die Kampf-/Flucht-Reaktion wird ausgelöst, woraufhin sich die Muskulatur der Gebärmutter verhärtet.

Diese Anspannung löst dann Schmerzen aus – womit wir wieder bei der Parallele zum Krampf im Oberschenkelmuskel wären!

Und Schmerzen bei der Geburt führen in der Regel dazu, dass die Frau noch mehr Angst bekommt, weil sie das Gefühl hat: Ich halte das nicht aus! Der Kreislauf beginnt von neuem.

 

Wie schaffe ich es, eine schmerzfreie Geburt zu erleben?

Um eine schmerzfreie Geburt zu erleben, ist die beste Voraussetzung Entspannung. Das hast du vielleicht schon mal gehört, aber nie ganz verstanden, warum Entspannung hilft. Mit meiner Erklärung des Angst-Anspannung-Schmerz-Kreislaufs wird es klar: Entspannung durchbricht diesen Kreislauf – oder bringt ihn im Optimalfall gar nicht erst ins Laufen.

Wie schaffst du es entspannt zu bleiben? Trotz Ängsten und vielleicht auch trotz einer unangenehmen Hebamme? Kurz gesagt: indem du bei dir bleibst! Schließe Augen und Ohren und spüre nur in dich. Am besten gelingt das, wenn du die Entspannung schon in der Schwangerschaft häufig übst. Doch selbst, wenn du perfekt vorbereitet bist und entspannt bist wie ein Zen-Meister: Eine Geburt ist niemals ein Spaziergang. Sie ist eher wie eine Bergbesteigung: sehr herausfordernd, sehr intensiv und sie kann dich durchaus an deine körperlichen Grenzen bringen. Dabei kann es sein, dass du Schmerz empfindest. Das ist völlig normal und kein Grund, beunruhigt zu sein.

 

Die Wahrheit über Schmerzen bei der Geburt

Viele Frauen sprechen von einer Traumgeburt oder einer schmerzfreien Geburt, auch wenn sie vielleicht kurzzeitig oder auch länger (z.B. beim Durchtritt des Köpfchens) einen Schmerz verspürt haben. Das heißt, auch mit Schmerzen kann eine Geburt schmerzfrei sein. Paradox aber wahr!

Letztlich kann es auch sein, dass du deinen Geburtsschmerz als angenehm empfindest. Denn wenn du entspannt bist, ist es kein Schmerz, der dich überrennt. Stattdessen ist es ein Schmerz der Liebe und der Hingabe, ähnlich wie du ihn vielleicht auch beim Liebesspiel mit deinem Partner oder beim Dehnen nach dem Sport erlebt und genossen hast.

Wenn erwartest, dass deine Geburt auf jeden Fall schmerzfrei sein soll und nur dann wunderschön werden kann, dann setzt du dich total unter Druck. Vielleicht lauerst du während der Geburt auch nur darauf, wann und ob du Schmerzen spürst. Und das macht deine Geburt sicher nicht entspannt und wunderschön.

Ich habe meiner Freundin geantwortet, dass die Schmerzen während der Geburt sehr unterschiedlich sind. Das ist die einzig wahre Antwort. Du kannst es nicht voraussehen, du kannst dich nur gut vorbereiten. Und damit dein bestmögliches tun. Für eine schöne und kraftvolle Geburt, ob nun mit Schmerzen oder ohne.

Und nun denk noch mal ans Fliegen: Wenn man daran glaubt, dann kann man es schaffen! Sonst hätten wir heute wohl keine Flugzeuge ? Also glaub an dich!

Julia Berg

View all posts by Julia Berg

Hier steht ein Beschreibungstext über den Inserenten. Es geht dabei um allgemeine Angaben und nicht speziell um den Eintrag. Dieser Text wird in allen Einträgen angezeigt.

Related Posts